Nov 26, 2018
Meine Reise in die USA ging etwa eine Woche vor dem empfohlenen Anreisetag an meine Uni, die University of Missouri (oder kurz Mizzou), mit einem Flug nach Boston los. Dort wurde ich von einer Freundin, die ich auf dem Fulbright-Seminar in Berlin kennengelernt habe am Flughafen abgeholt und wir haben uns zusammen mit noch einer Freundin vom Berlin-Seminar und zwei Amerikanern ihre Heimatstadt Boston und das umliegende Massachusetts angeschaut. Aus Boston ging es dann mit einem kurzen Inlandsflug weiter nach Kansas City und von dort aus direkt mit einem Shuttlebus weiter nach Columbia zur Uni. Diese Reiseroute kann ich übrigens sehr empfehlen, die Flüge nach Boston sind meistens wesentlich günstiger als ins Zentrum des Landes, und so ist durch das gesparte Geld der Städtetrip in Boston schon fast finanziert!
Die ersten Tage an der Mizzou wurden uns durch das International Center der Uni wirklich sehr leicht gemacht. Direkt am Ankunftstag wurde jeder Austauschstudent persönlich durch einen ihm zugeteilten amerikanischen Studenten (sog. cultural ambassador) am Ankunftsort in Columbia abgeholt, von dort aus ging es direkt weiter zu einem Willkommens-Dinner, wo man direkt die anderen Austauschstudenten kennenlernen konnte. In der kompletten darauffolgenden Woche, die Woche vor Beginn der eigentlichen Uni-Veranstaltungen, wurden uns im Stile einer klassischen Orientierungswoche die Uni, die Stadt und deren Studenten vorgestellt. Neue Kontakte zu knüpfen wurde einem dadurch wirklich einfach gemacht und so hatten wir nach den ersten Tagen direkt Anschluss gefunden. Die Verpflegung war übrigens auch die meiste Zeit durch „free Pizza“ überall gesichert, die wird nämlich laufend von studentischen Organisationen verteilt, die sich in den ersten Wochen den neuen Studenten vorstellen möchten. Meine neuen Freunde hier kommen aus der ganzen Welt, darunter aus Ländern wie Australien, Guatemala, Ecuador, Irland, Schweden, Österreich und auch Deutschland.
Nach den vielen neuen Eindrücken in der ersten Woche ging es dann auch schon mit den Veranstaltungen los. Die laufen hier im Vergleich zu dem, was ich aus meinem Medizinstudium in Deutschland gewohnt bin, schon wirklich ganz, ganz anders ab. Es ist allerdings eine willkommene Abwechslung, denn wenn ich ehrlich bin, bin ich ja genau deshalb hier – um die Unterschiede in den Systemen der Unis zu erleben. Die Kurse hier kommen mir persönlicher vor, man ist mit den Professoren auch auf einer ganz anderen Beziehungsebene, irgendwie nahbarer. Und das, obwohl meine Kurse hier eher eine höhere Teilnehmerzahl haben, als ich das aus meinen Seminaren in Deutschland gewohnt war. Ich kann empfehlen sich nicht unbedingt die schwersten Kurse für sein Auslandssemester zu wählen. Ich denke, dass man nicht nur hier ist um für die Uni zu lernen, sondern auch viel vom sozialen Leben mitnehmen sollte! Superschwere Kurse kann man auch zu Hause machen, die Zeit hier ist zu kurz, um alles andere zu verpassen! Außerdem kann man sich seine Kurse auch ein bisschen geschickt in der Woche zurechtlegen, so dass vielleicht der Montag oder Freitag frei bleiben. Bei mir hat das geklappt und das hilft enorm bei Wochenendtrips um das Land zu erkunden, aber dazu später mehr.
Meine Unterkunft ist „off-campus“, d.h. ich komme nicht in einem der Wohnheime unter, sondern habe mir meine Wohnung auf eigene Faust, wie man das aus Deutschland gewohnt ist, organisiert. Wer keine Lust hat ein wenig Zeit damit zu verbringen nach einer geeigneten Wohnung zu suchen, für den ist eine Unterkunft im Wohnheim mit Sicherheit die einfachere und bequemere Lösung – dafür ist es dort allerdings meistens auch wesentlich kleiner, teurer und mit weniger Privatsphäre. Dazu kommt verpflichtend für Wohnheimbewohner noch der sog. Meal plan, bei dem man schon vor dem Semester ein gewisses Kontingent an Mahlzeiten in der Mensa kauft, und der ist teuer und nichts für Leute wie mich, die selbst gerne mal kochen. Wichtig ist meiner Meinung nach beim Wohnen auch die Lage, denn viele Apartments locken mit extrem günstigen Preisen, sind dann aber so weit von Stadt und Uni entfernt, dass man dauernd an Auto oder Uber gebunden ist.
Innerhalb der ersten Wochen habe ich mir hier auch einen kleinen Nebenjob zugelegt. Durch die Visumsbestimmungen darf man als Austauschstudent nur auf dem Campus arbeiten, deshalb habe ich mich in einem der Restaurants der Uni beworben. Das ging online super einfach und innerhalb einer Woche nach Bewerbung hatte ich schon den Job. Meine Schichten darf ich mir selbst aussuchen und auch mal ein paar Tage fürs Reisen freizubekommen ist kein Problem. Bringt auf jeden Fall ein wenig Taschengeld nebenbei ein und hilft gut dabei neue Leute kennenzulernen!
Wenn ich nicht gerade in der Uni bin oder arbeite, bietet Columbia auch einiges um den Tag zu verleben! Ob im „Recreational Complex“ (dem unieigenen Fitness- und Entspannungstempel), auf dem riesigen Campus, in den vielen Kneipen und Restaurants der Stadt oder bei vielen anderen Dingen: langweilig wird es einem hier nicht so schnell! Unter der Woche ist immer was zu tun und an meinen Wochenenden gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder es ist ein Football-Heimspiel der Uni, dann spielt sowieso die ganze Stadt verrückt, oder ich reise in den Staaten herum. Kurze Trips in die nächstgrößeren Städte sind schnell organisiert, und irgendein netter Amerikaner steht immer gerne mit seinem Auto zur Verfügung! Aber dank des kleinen Regionalflughafens der Stadt kommt man auch in etwas entferntere Städte. So habe ich es bereits geschafft Kansas City, St. Louis, Chicago und Denver jeweils an einem Wochenende zu sehen. Wie vorhin erwähnt hilft es dabei, wenn man den Montag oder Freitag noch zum Wochenende dazu nehmen kann, so hat man einfach mehr Zeit und meistens sind die Flüge dann auch noch günstiger!
Alles in allem macht die Zeit hier wirklich unglaublich viel Spaß und es gibt einiges zu sehen und zu erleben! Ich bin froh mich für ein Auslandssemester in den USA entschieden zu haben und kann diese Erfahrung allen, die mal aus dem deutschen Uni-Alltag entfliehen wollen um etwas Neues zu erleben nur empfehlen. Die University of Missouri eignet sich gerade für den kurzen Aufenthalt besonders gut: alles ist nah beieinander, wenn man in der Nähe der Uni wohnt kommt man auch ohne Auto super zurecht, das Studentenleben in der Stadt macht einfach nur Spaß und die Kurse in der Uni auch!