Aug 30, 2018

Exploring the Golden State

Von Matthias Kargl

Sonnenaufgang auf knappen 1000 Höhenmeter über Santa Barbara.

Seit September 2017 studiere ich an der University of California Santa Barbara (UCSB) Maschinenbau im Masterstudiengang. Möglich wurde dies durch ein Fulbright Stipendium, so dass ich Ihnen vom Studium und dem Leben in dieser paradiesischen Gegend hier berichten möchte.

Start und Schwierigkeiten:
Ich habe meinen Bachelor in Maschinenbau an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg im Rahmen eines dualen Studiums abgeschlossen. Für das Masterstudium wechselte ich nicht nur das Land, die Kultur und die Sprache, sondern auch die Art des Studiums. Das duale Studium war sehr praxisbezogen, die Anwendung des Gelernten in konkreten Projekten im Unternehmen stand im Vordergrund. Die UCSB ist eine der besten Universitäten im Bereich Maschinenbau, das Studium ist geprägt von eher theoretischer Forschungsarbeit in Kombination mit dem sehr hohen Arbeitsaufwand eines Masterstudiums. Durch Fulbright konnte ich an einem vierwöchigen Pre Academic Program in San Diego teilnehmen und bekam damit einen „sanften“ Einstieg in die amerikanische Kultur, was mir enorm geholfen hat Fuß zu fassen.

Studium…
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase fand ich mich gut in der Arbeitsweise an der UCSB zurecht und sehe viele Vorteile darin. Das Kursangebot ist extrem vielfältig und reicht von Fluidmechanik über Robotik bis hin zum Bruchverhalten von Materialien. Die gewählten Fächer erfordern zwar ein hohes Arbeitsvolumen, fördern aber auch die Fähigkeit Probleme mittels Kreativität zu lösen, z.B. durch komplexe Hausaufgaben. Ich kann mich hier aktiv an aktueller Spitzenforschung beteiligen, wie etwa der Optimierung von Windfarmen oder der Umsetzung des thermoelektrischen Effektes. Neben diesen Erfahrungen im Bereich Forschung konnte ich mich auch durch eine Tätigkeit in der Lehre weiterentwickeln. Ich leitete Bachelorstudenten in Physik Labor an - eine durchaus herausfordernde Aufgabe, da ich bisher nur in Form von personal fitness coaching unterrichtet habe. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit, mein Wissen praktisch an jüngere Studenten zu vermitteln. Auch die Kehrseite der Medaille - der hohe Zeitaufwand für Korrekturen - war definitiv eine eindrucksvolle Erfahrung.

… und Me(e)hr
Neben den exzellenten akademischen Voraussetzungen ist das Leben in einem Küstenort mit mediterranem Klima traumhaft. Die Temperaturen bewegen sich ganzjährig zwischen 20 und 30 Grad Celsius, es ist durchgehend sonnig. Der Campus der Universität liegt direkt am Meer, von den meisten Gebäuden hat man einen grandiosen Meer- und Bergblick. Ich empfehle jedem einmal nachts in die Wüste zu fahren um die unglaubliche Sternenvielfalt hautnah zu erleben.

Ein Paradies für Sportler
Hier erfüllen sich alle Träume eines Hobbysportlers: ob mit dem Rennrad in den Bergen, Laufen am Strand bis hin zu Schwimmen im Pazifik, Santa Barbara bietet nahezu alles. Die Balance zwischen Erholung und Arbeit ist hier perfekt: vom Sonnenaufgang auf einem Berggipfel bis zu kurzen Pausen auf dem Meer mit Surfen, Stand-Up Paddling oder Kajak Fahren am campuseigenen Strand. Santa Barbara bietet außerdem eine große Kitesurfing Community, perfekte Kletterbedingungen und mit den Channel Islands einen Nationalpark mit Tiefseetauchen, Backpacking Trips, Delphin- und Walsichtungen und atemberaubender Sicht auf die Küste. Neben einem Fallschirmsprung und Wanderungen zu nahen Wasserfällen und Höhlen wird mir auch besonders das Skifahren am Wochenende in Erinnerung bleiben. Der Skiclub der Universität veranstaltet regelmäßig Skiwochenenden in das ca. 6 Stunden entfernte Mammoth, einem erloschenen Vulkan inmitten einer Hochwüste mit heißen Quellen, jeder Menge Pulverschnee und steilen Abfahrten, ein Traum für jeden Wintersportler.

Gaper Day in Mammoth mountain. Als Gaper Day wird traditionell das letzte Skirennen der Saison bezeichnet, bei dem sich die Rennfahrer möglichst ausgefallen präsentieren.

California Dreaming…
Die Menschen hier sind überaus freundlich, nett und aufgeschlossen. Ich genieße am Leben in Santa Barbara, dass man sehr einfach Leute kennenlernt und diese Neues einfach mal ausprobieren. Ein Bekannter hat zum Beispiel mit 62 Jahren die Liebe zum Kitesurfen entdeckt. Es gibt viele interessante Veranstaltungen, wie zum Beispiel Podiumsdiskussionen mit hochrangigen Politikern, Food Festivals oder Film Festivals. Der entspannte Charme einer kleinen, sauberen Stadt an der Küste der amerikanischen Riviera geht dabei nie verloren. Durch die Nähe zu Los Angeles (ca. 1,5 Stunden Fahrzeit) ist man außerdem nah dran am kulturellen Angebot einer Großstadt. Da mehrere Stipendiaten in Santa Barbara und Los Angeles sind, werden von Fulbright in der Region Veranstaltungen zum Kennenlernen und zum Austausch organisiert, z.B. in Malibu.

Die Golden Gate Bridge an einem Wintermorgen.

….und darüber hinaus
Neben dem Leben in Santa Barbara lädt die phänomenale Landschaft des amerikanischen Westens mit vielen Nationalparks ebenso zum Reisen ein wie die großen Städte. Der Grand Canyon, Zion National Park, Antelope Canyon, Death Valley oder Yosemite National Park sind nur einige der vielen möglichen Ziele. Ich konnte außerdem schon San Diego, Los Angeles, San Francisco, Las Vegas, Phoenix, St. Louis, Minneapolis, Madison und Chicago besuchen. Auch hier bin ich für die Unterstützung und das Netzwerk von Fulbright sehr dankbar. Ich wurde zu einem Seminar nach St. Louis eingeladen, an dem „Fulbrighter“ aus über 70 Nationen teilnahmen. So konnte ich nicht nur interessante Menschen kennenlernen, sondern beim anschließenden Spring Break - gemeinsam mit einem spanischen Fulbright Stipendiaten - den mittleren Westen entdecken, mit Chicago, Madison, Minneapolis und einigen kleinen Nationalparks entlang des Mississippi Deltas. (Ein Dankeschön noch an meine Professoren: sie ermöglichten es mir, die Klausuren des betreffenden Quaters vorzuziehen, damit ich dieses Seminar in St. Louis besuchen konnte.)

It never rains in southern california….
Leider bewahrheitete sich diese Liedzeile auf tragische Weise im letzten Winter. Das größte Feuer in der jüngeren Geschichte Kaliforniens, das Thomas Fire, richtete verheerende Schäden an. Es konnte glücklicherweise vor Santa Barbara gestoppt werden, so dass ich nicht unmittelbar betroffen war. Aber die Auswirkungen waren auch für uns spürbar: durch die wochenlangen Brände war die Atemluft extrem verschmutzt, die Stromversorgung war häufig unterbrochen, so dass die Klausuren verschoben werden mussten. Für mich ergab sich dadurch die Chance San Francisco und meinen von dort stammenden Mitbewohner besuchen zu können, so dass wir von der problematischen Situation nicht direkt betroffen waren. Leider wurde die Region danach zusätzlich von starken Regenfällen heimgesucht, die große Schlammlawinen von dem verbrannten Bergland auslösten. Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft für die Betroffenen dieser Naturkatastrophen haben mich jedoch sehr beeindruckt und werden mir immer im Gedächtnis bleiben.

Ich möchte an dieser Stelle Fulbright ausdrücklich danken, dass mir das Stipendium diese Erfahrungen ermöglicht hat. Es hat nicht nur meine akademische Bildung entscheidend vorangebracht, ich konnte auch viele Freundschaften mit Menschen aus allen Ecken der Erde schließen. Außerdem durfte ich atemberaubende Landschaften und amerikanische Kultur hautnah erleben. Daher habe ich mich entschlossen mein Masterstudium mit einem weiteren Jahr in Santa Barbara fortzusetzen und hier abzuschließen. Dabei hat Fulbright mich bei allen organisatorischen Fragen der Verlängerung meines Aufenthaltes hier sehr unterstützt, so dass ich nun auch die Möglichkeit habe in den Sommersemesterferien den nordamerikanischen Kontinent zu bereisen - ein herzliches Dankeschön hierfür!



Matthias Kargl ist ein 2017/2018 Fulbright-Studienstipendiat des Studienstipendienprogramms an der University of California Santa Barbara (UCSB). An der UCSB arbeitet er an einem besseren Verständnis der Abläufe in Windfarmen. Matthias Kargl hat sein Bachelorstudium in der Fachrichtung Maschinenbau an der OTH Regensburg im Rahmen eines dualen Studiums mit der Siemens AG abgeschlossen und im Anschluss sein Masterstudium in Amerika begonnen. Neben verschiedenen Projekten im Ausland hat er eine Mechatroniker Ausbildung bei der Siemens AG erworben. Er besitzt eine Fitnesstrainer Lizenz und engagiert sich in verschiedenen Sport- und Wohltätigkeitsvereinen.

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