Jul 23, 2020

Das freundliche Gesicht Amerikas - Generalkonsul Timothy Eydelnant

Ja, der Osten Deutschlands tickt noch anders. Wenn Journalisten ihn fragen, wie er seine drei Jahre Amtszeit als Generalkonsul der USA für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erlebt hat, fasst Timothy Eydelnant seine Erfahrungen gerne in diesem kurzen Satz zusammen. 2017 kam der Diplomat an das US-Generalkonsulat in Leipzig. Diesen Sommer geht seine dreijährige Amtszeit zu Ende. Dazwischen liegen Monate voller spannender Begegnungen, ob mit Menschen aus Kultur, Sport, Wirtschaft, Wissenschaft, mit Schülern, Studierenden oder Fulbright-Stipendiaten.

„Dieser Austausch von Mensch zu Mensch bildet die Grundlage unserer starken transatlantischen Beziehungen“, sagt Eydelnant. „Nichts verbindet Menschen stärker, als der persönliche Austausch, das Voneinanderlernen und Miteinanderteilen, wenn zwei Menschen im selben Raum miteinander ins Gespräch kommen.“ Der bekannte amerikanische Journalist Edward R. Murrow beschrieb diese Phänomen als „the last three feet“. Sie bilden das Herzstück jedes Austauschprogramms und waren auch drei Jahre lang das Leitbild von Generalkonsul Eydelnants Amtszeit.

Mehrmals in der Woche war er in Mitteldeutschland unterwegs, von Abbenrode im Harz bis Zittau an der polnischen Grenze, um vor Ort ins Gespräch zu kommen. Nicht selten war er der erste Amerikaner, dem die Menschen begegnet sind. „Auch 30 Jahre nach dem Fall der Mauer sind die Erfahrungen im Osten Deutschlands oft noch immer andere als im Westen des Landes“, sagt Eydelnant. Vor allen kleineren Orten gebe es in der Regel weniger Gelegenheiten für internationale Begegnungen.

Mit dem Ziel, das zu ändern, ist er angetreten. Ein Höhepunkt auf dem Weg war dabei die Eröffnung des Deutsch-Amerikanischen Instituts Sachsen (DAIS) in Leipzig im Februar dieses Jahres. Mit Unterstützung des Freistaates Sachsen, der Stadt Leipzig und der Universität Leipzig ist es gelungen, das erste Institut dieser Art in Ostdeutschland zu schaffen. Mit Diskussionsrunden, Filmvorführungen, Infoveranstaltungen zu Studienmöglichkeiten in den USA und vielem mehr wird das Institut in Zukunft gemeinsam mit dem US-Generalkonsulat den transatlantischen Austausch in Mitteldeutschland vorantreiben.

Generalkonsul der USA für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Timothy Eydelnant

Auf solche Partner ist das Konsulat in Leipzig angewiesen. Dank des Einsatzes von Generalkonsul Eydelnant in Berlin und Washington hat es zwar dieses Jahr neue Stellen dazubekommen. Aber mit momentan zwei, bald drei Diplomaten vor Ort ist es immer noch eines der kleineren diplomatischen Vertretungen der USA. Umso mehr hofft Generalkonsul Eydelnant, in Zukunft die Zusammenarbeit mit Partnern wie dem DAIS oder der Fulbright-Kommission ausbauen zu können.

Organisationen, wie Fulbright, die den Austausch von Mensch zu Mensch fördern, spielen eine wichtige Rolle in den transatlantischen Beziehungen. „Nichts hilft besser gegen Vorurteile als persönliche Begegnungen“, sagt er. „Ich ermutige junge Leute immer, selbst einmal in die USA zu reisen, um sich vor Ort selbst ein Bild zu machen“. Seit Jahren arbeitet das Generalkonsulat Leipzig, wie auch die Botschaft und die vier anderen Konsulate in Deutschland, mit Fulbright-Stipendiaten zusammen.

Im Rahmen des „MeetUS“-Programms gehen sie an Schulen, um mit den jungen Menschen über die USA und die deutsch-amerikanischen Beziehungen ins Gespräch zu kommen. Vom Lieblingshaustier bis zur Regierungspolitik reichen die Fragen in der Regel und nicht selten gehen Schülerinnen und Schüler mit einem ganz neuen Blick auf Land und Leute aus diesen Begegnungen. „Wer an einem Austauschprogramm teilnimmt, wird in gewisser Weise selbst zum Diplomaten“, sagt Eydelnant. „Wenn ich junge Amerikanerinnen und Amerikaner treffe, erinnere ich sie immer daran, dass sie auch Botschafter ihres Landes sind. Sie sind wie ich das freundliche Gesicht Amerikas.“

Wenn er diesen Sommer das Amt des Generalkonsuls an seinen Nachfolger übergibt, geht Timothy Eydelnant mit vielen Erinnerungen, etwas Wehmut, aber auch guten Hoffnungen für die Zukunft zurück nach Washington: „Ein gestärktes Konsulat, ein neues Deutsch-Amerikanisches Institut und die guten Verbindungen zu Partnern wie der Fulbright-Kommission, stimmen mich hoffnungsvoll, dass auch in Zukunft der Austausch von Mensch zu Mensch und damit unsere transatlantischen Beziehungen im Osten Deutschlands weiter ausgebaut werden.“

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